Die Reise der Verlorenen (Wien, Josefstadt)
Michael Dangl als Laredo Brú, Präsident von Kuba
Uraufführung von Daniel Kehlmann
Basierend auf dem Buch "Voyage of the Damned" von Gordon Thomas und Max Morgan-Witts
Und Sie, begnadet mit später
Geburt, denken vielleicht gerade:
"Wer weiß, wie ich gehandelt
hätte?" Aber ich verrate Ihnen
was: Falls Sie wirklich nicht wissen,
wie Sie gehandelt hätten,
dann wissen Sie es schon. Dann
hätten Sie gehandelt wie ich.
Otto Schiendick
Eine Fahrt in die Freiheit scheint es zu sein, die 937 Juden im Mai 1939 antreten. Man hatte ihnen "erlaubt", Deutschland zu verlassen, in Kuba sollten sie zumindest vorübergehend Aufnahme finden, das hatte zuvor schon bei anderen Flüchtlingen funktioniert. Die Hoffnung ist groß obwohl die Schifffahrtsgesellschaft ihnen auch noch den letzten Pfennig abverlangt hatte, obwohl die Besatzung bereits von zahlreichen Nazis unterwandert ist. Doch der frohe Mut weicht einer erschreckenden Erkenntnis: Kuba lässt niemanden mehr ins Land.
Daniel Kehlmann erzählt in seinem neuesten Stück eine Geschichte über Menschen auf der Flucht. Doch nicht die Flucht an sich rückt in den Fokus, vielmehr die Tatsache, dass Menschen sich in einer Situation wiederfinden, in der sie ohnmächtig zum Spielball politischer und wirtschaftlicher Einflüsse werden. Von der Schifffahrtsgesellschaft als bloßes Kapital gesehen, von Goebbels als Propagandamittel missbraucht, von der kubanischen Politik als Wahlkampfthema betrachtet und von der internationalen Gemeinschaft als tragisches, aber leider unabänderbares Schicksal wahrgenommen, werden diese Menschen zu verlorenen Seelen auf offener See.
Nach der Veröffentlichung seines Bestsellers Tyll kehrt Daniel Kehlmann mit der Dramatisierung dieser wahren Geschichte an die Josefstadt zurück. Mit einer Besetzung von gut 30 Figuren versteht er es, uns eine Ahnung davon zu geben, wie schnell aus Individuen eine bloße Masse wird.
Die Reise der Verlorenen bildet nach Peter Turrinis Fremdenzimmer aus der Spielzeit 2017/18 den zweiten Teil der Josefstädter-Dilogie Auf der Flucht.
Regie
Janusz Kica
Bühnenbild
Walter Vogelweider
Kostüme
Alfred Mayerhofer
Musik
Matthias Jakisic
Dramaturgie
Matthias Asboth
Licht
Manfred Grohs
Musiker
Matthias Jakisic
Otto Schiendick
Raphael von Bargen
Gustav Schröder, Kapitän der St. Louis
Herbert Föttinger
Leo Jockl, Kellner auf der St. Louis
Nikolaus Barton
Dr. Fritz Spanier, Arzt
Ulrich Reinthaller
Babette Spanier, seine Frau
Sandra Cervik
Aaron Pozner
Roman Schmelzer
Max Loewe, Anwalt
Marcus Bluhm
Elise, seine Frau
Maria Köstlinger
Otto Bergmann
Matthias Franz Stein
Charlotte, seine Tante
Therese Lohner
Max Aber, Hautarzt
Peter Scholz
Renata, seine ältere Tochter, sieben Jahre alt
Livia Ernst / Leonie Qualtinger
Evelyne, seine jüngere Tochter, fünf Jahre alt
Ilia Hollweg / Lilly Krainz
Marianne, ein Flüchtlingskind, etwas älter als Renata
Lara Nguyen / Katharina Hope Kemp
Eine jüdische Sängerin
Marika Lichter
Konsul Holthusen, HAPAG-Direktor
Joseph Lorenz
Morris Troper, Europadirektor des American Jewish Joint Distribution Commitee
Gerhard Kasal
Emerson, Internationales Komitee für politische Flüchtlinge
Igor Karbus
Luis Clasing, Zweigstellendirektor der HAPAG
Paul Matic
Robert Hoffmann, sein Stellvertreter
Oliver Rosskopf
Laredo Brú, Präsident von Kuba
Michael Dangl
Manuel Benitez Gonzales, kubanischer Minister für Einwanderung
Wojo van Brouwer
Remos, Außenminister von Kuba
Martin Zauner
Hauptmann Gomez
Ljubia Lupo Grujčić
Major Garcia, Polizeichef von Havanna
Alexander Absenger
Wright, amerikanischer Botschafter in Kuba
Martin Niedermair
Berenson, Jewish Joint Distribution Commitee
Claudius von Stolzmann
Morgenthau, amerikanischer Finanzminister
Patrick Seletzky
Hull, amerikanischer Außenminister
Alexander Strömer
Britischer Staatssekretär
Michael Schönborn
Kennedy, amerikanischer Botschafter in Großbritannien
Lukas Spisser
Ein Polizist in Havanna
Tamim Fattal
Ein Fotograf in Hamburg
Jörg Reifmesser
StatistInnen
Marlies Denk, Dagmar Goller, Viktoria Haindorfer, Heidegard Heide, Ulrike Machold, Denise Neckam, Nina Pjanic, Nafisi Roozbeh, Brigitte Sagmeister, Sophie Schmiedbauer, Sandra Schuller, Heidelinde Sedlecky, Verena Spiesz, Christian Paul, Bruno Schlögl, Manuel Waitz, Arnold Wilfing